Das ganz normale Verhalten …

Das ganz normale Verhalten der Österreicher beim Hausbauen…

…war der Titel einer am 24.Juli 2006 ausgestrahlten Fernsehreportage.
Drei Ehepaare wurden über mehrere Monate hindurch bei ihren Hausbauaktivitäten von einem Fernsehteam begleitet.
Man konnte miterleben, wie drei von 17.000 jährlich in Österreich errichteten Einfamilienhäusern emporwuchsen, wie eine Wohnungsadaptierung in einem  innerstädtischen Bereich über die Bühne ging, wie Hoffnungen erfüllt wurden und wie Träume nach zeitgerechter Fertigstellung zerbrachen, man konnte sehen, was es bedeutet, wenn man etwas nicht macht, und dieses „etwas“ Planung heißt, nämlich das vorausschauende Denken, das Denken um das Wissen, was man will und was man kann.
Dass beim Passivhaus der Terminplan, der ursprünglich 6 Monate Bauzeit vorgesehen hatte, um 8 Monate überschritten wurde, zeigt, dass hier die Planung unrealistisch angesetzt war. Träume sind Schäume, auch beim Häuslbauen.

Sehr gut dargestellt wurde das Dilemma der fachlichen Selbstüberschätzung des Häuselbauers. Bauen ist nicht mehr das Bauen vor fünfzig Jahren, Bauen ist heute das Bauen von heute, und das ist ein sehr komplexer Vorgang, der Fachkenntnisse voraussetzt, auch in Bauphysik, Materialkunde und Haustechnik.
Das Planen auf der Baustelle, und das wurde auch hier wunderbar gezeigt, ist zum Scheitern verurteilt, wenn es um technisch komplizierte Details geht.
Das Passivhäuselbauerhaus ist nur teilweise machbar, die neuen Holzhäuser bedürfen einer exakten Arbeitsvorbereitung, alle Entscheidungen müssen am Papier getroffen werden, nicht erst mit dem Willi-Onkel auf der Baustelle, das geht noch beim Gartenmäuerl oder beim selber designtem Carport, aber nicht beim bauphysikalisch anspruchsvollen Passivhaus.

Auch die Einrichtung, speziell die sanitärtechnische Ausstattung, sollte tunlichst vor der Baudurchführung festgelegt werden, sonst wird’s teuer, Änderungen sind immer teuer, aber speziell bei der Installation, die dann, wenn man sich erst auf der Baustelle mit seiner Ehefrau über die Situierung der Waschbecken einig geworden ist, fixiert wird, kann es besonders teuer werden, wenn Änderung der bereits verlegten Leitungen notwendig geworden sind.
Auch der Terminablauf will geplant werden, ein Terminplan hilft, die einzelnen Schritte zu überblicken und zu koordinieren.
Ein immer wieder gemachter Fehler ist das Negieren von Produktions- und Lieferzeiten. Ein Fenster, eine Haustür, eine Schlosserkonstruktion muss erst gefertigt werden, ehe sie montiert werden kann, das braucht Zeit, oft sind Urlaubszeiten der Professionisten einzuplanen. Die Zeiten sind vorbei, als Firmen des Baugewerbes den Sommer lang durchgearbeitet haben, heute kann es passieren, dass eine Spenglerfirma mitten im Sommer zwei Wochen Urlaubssperre angesetzt hat. Die Zeiten haben sich eben geändert, nur wissen soll man das, wenn man einen Terminplan, der auch „halten“ soll, erstellt. Der alte, aber sinnvolle Spruch „zuerst Planen – dann bauen“ hat seine Gültigkeit nicht verloren.

 

Schaukasten August 2006
regionale Informationsbroschüre für das untere Traisental