Die Angst des Bürgermeisters

Die Angst mancher Bürgermeister vor moderner , mehr noch,  vor progressiver Architektur ist latent, ja es dürfte ein Virus in nicht wenigen   Landgemeinden herumgeistern, das so manchen bauverantwortlichen Ortschef befällt ,wenn es um moderne ,ich meine  manchmal auch gewöhnungsbedürftige Architektur, geht.

Es ist ja auch verständlich, denn solange diese unselige Verknüpfung zwischen Bauhoheit und Bürgermeisteramt aufrecht ist, (wie lange noch?) ist die Befangenheit und Furcht vor dem Wählervolk die Mutter vieler Bauentscheidungen.

 

Es braucht Mut und vor allem auch Verständnis für neue Architektur, Progressives zuzulassen, dahinter zu stehen, dieses zu vertreten, und dann, wenn alle über den Ortschef herfallen, auch zu verteidigen

Um der Klinge so mancher  Bürgerinitiativen die Schärfe zu nehmen, wurde in größeren Gemeinden ein Gestaltungsbeirat einführt, ein Gremium unabhängiger, ortsfremder Gutachter, meist honorige Fachleute ,emeritierte Universitätsprofessoren und so weiter, die unabhängig vom kleinstädtischen Ränkespiel, brisante Projekte beurteilen und der Gemeinde beratend zur Seite stehen.

Das hat sich bewährt. Ich denke an Krems, Salzburg, Waidhofen/Ybbs und Amstetten.

 

„Arm“ sind manchmal Dorfgemeinden, die mit moderner Architektur konfrontiert werden, sei es durch ein eingereichtes Projekt oder durch das Ergebnis eines Wettbewerbes, dessen erster. Preis eines talentierter Newcomers zur Ausführung gelangen soll.

„Wie sag ich s meiner Bevölkerung“ hörte ich so manchen Bürgermeister in der Jury fragen, wenn er von Fachjuroren überstimmt wurde, wenn es um ein schnittiges Projekt ging, das die Fachgutachter auserkoren hatten. Die fahren am nächsten Tag wieder nach Hause und lassen den armen Herrn Bürgermeister allein in seinem Dorf sitzen, allein mit dem progressiven Projekt, das der Dorfgemeinde nicht gefällt

 

Die Lösung heißt: Information und Aufklärung. Ein Landwirt würde sich, wenn er ihn braucht, nie einen alten Traktor kaufen. Er möchte ein am letzten Stand der Technik befindliches Gerät, das alle Stückeln spielt, also muss man ihm auch erklären, dass Bauen auch was mit dem letzten Strand der Technik und der Nachhaltigkeit und dem Energiesparen zu tun hat, daraus ergibt sich manchmal eben auch die Südverglasung, die Fotovoltaikfassade und die Solarpaneelarchitektur.

Wenn dann nach Fertigstellung der Herr Bürgermeister vom Herrn Landeshauptmann auch noch die „Goldene Kelle“ bekommt, dann ist die Welt wieder in Ordnung und kein Mensch regt sich über die progressive (was ja heißt: „die fortschrittliche“) Architektur auf.

 

An dieser Stelle möchte ich aber nicht verabsäumen zu bemerken, dass ich in letzter Zeit nicht wenige Bürgermeister erleben durfte, die begeisterte Fans neuer Architektur geworden sind und diese auch im Stande sind durchzusetzen.