Über parasitäre Architektur

Ein Parasit ist zum Beispiel ein Wurm, der sich einen Hund sucht, in dessen Körper er lebt und sich auch vermehrt. Meistens tut das dem Hund nicht gut.  

Unter parasitärer Architektur versteht man meist nicht geplantes Gebautes, das sich an bestehende Bauwerke „heranmacht“ und sich an diesen festsetzt, wie der Wurm im Hund. Man denke an die unzähligen illegal gebauten Flugdächer, Garagenrudimenten, Verschläge zum Unterstellen von einspurigen Fahrzeugen, Müllplätze, Gartenhütten, Holzlagerstätten, nachträglich verglasten Loggien und vieles mehr. 

Meist fängt es ganz harmlos mit einem Unterstellplatz für ein Fahrzeug an, aus diesem wird ein Carport, später eine Garage, dann kommt ein Verschlag für Gartenmöbel hinzu, dann ein Holzgeflecht gegen den Wind auf der Terrasse, langsam aber stetig frisst sich der „Bauwurm“ in seinen Wirt, das Haus. Nun ist der Wurm drin! 

Die Ursache für den „Parasitenbefall“ liegt meist in den Unzulänglichkeiten des Hauses, das seinen Bewohnern nicht erlaubt, alle Bedürfnisse (wie z. B. die Unterbringung der Gartengeräte) zu befriedigen, da ein Lagerraum fehlt oder nicht auf die Windverhältnisse Rücksicht genommen worden ist, als das Haus geplant wurde.

Im sozialen Wohnungsbau, „der dünnsten aller kreativen Suppen“ kann man sehr schön sehen, wie die „Parasitäre Architektur“ um sich greift, wenn auf die Bedürfnisse der Bewohner zu wenig Rücksicht genommen wurde oder sich die Bedürfnisse der Nutzer geändert haben und sie mit dem bestehenden Wohnumfeld nicht zurande kommen.

Da der Balkon oder die Loggia ein wichtiger Außenraum ist, der eine gewisse Intimsphäre bieten soll, ist es nicht sinnvoll, ihn mit einer Glasbrüstung zu begrenzen .Diese wir sofort mit Schilfmatten oder Plachen verhängt. Nicht jeder will sich eben präsentieren.

Ist die Gartenhütte zu mickrig geraten, werden die Surfbretter und Gartenmöbel auf die Loggia verbracht und diese wird mit Plexiglas nach außen hin abgeschlossen und somit zu einem Abstellraum umfunktioniert

So entsteht parasitäre Architektur.

Ob der Parasit dem Wirt schadet, kann nicht eindeutig beantwortet werden, manche Bauten sind eben robust, (wie der Hund, der den Wurm aushält) manche nicht.

 

Als vorbeugende Maßnahme gegen solchen „Wurmbefall“ wird gründliches Planen empfohlen.

 

 BDO 9/10